Latinale
 
Ein lateinamerikanisches Poesiefestival, das durch Deutschland reist und Stationen in Berlin, München und Bonn macht
 
Seit Dezember vergangenen Jahres betreiben Rike Bolte und Timo Berger ein Weblog namens Latin.Log (www.latinlog.de), auf dem jede Woche ein Gedicht von einem/r jungen zeitgenössischen Autoren/in aus Lateinamerika und seine Übertragung ins Deutsche veröffentlicht wird. Das mobile lateinamerikanische Poesiefestival wird einige der in dieser elektronischen Anthologie publizierten AutorInnen nach Deutschland einladen, um sie in drei verschiedenen deutschen Städten lesen zu lassen.
 
Hierbei wird ein ‚Literaturmobil‘ – ein Kleinbus – für den Transport zum Einsatz kommen.
Idee ist dabei, den (in den unterschiedlichen lateinamerikanischen Ländern als colectivo, micro, bondi, guagua, camello etc bezeichneten) Autobus als auf dem Subkontinent meist genutztes Transportmittel, in dem auch die mobilgewordene junge Dichtergeneration zu den immer häufiger stattfindenden lateinamerikanischen Poesie-Festivals oftmals tagelang unterwegs ist, als ‚bewegte Metapher‘ für eine neue Entwicklung in der transnationalen (lateinamerikanischen) ‚Poesiegemeinschaft’ nach Europa zu ‚zitieren‘.
 
Berlin wird Startpunkt sein, Bonn und München zwei Haltestellen der in die Hauptstadt zurückführenden Rundreise sein. Das Grenzüberschreitende des lateinamerikanischen Überlandbusses inspiriert dabei auch das Konzept des Festivals in dem Sinne, als an den ‚Haltestellen‘ München und Bonn sowie in Berlin deutsche Dichter/innen mit den  peruanischen, argentinischen, brasilianischen, mexikanischen, dominikanischen und chilenischen Gästen in den Lektüreveranstaltungen, in einem Seminar-Workshop sowie in einer Übersetzerwerkstatt zusammentreffen werden und diese gleichzeitig  auf  neue Weise  – da auf europäischen Boden‘ (und in Städten, die eine größere lateinamerikanische Gemeinde besitzen)  – in einem ‚Übersee-Dialog’ miteinander konferieren werden.
 
Die ‚Bewegtheit‘, die das Festival in Szene setzen wird, ist also dreifacher Art: sie spielt 1. auf die kulturelle Mobilität in Lateinamerika an, transferiert diese 2. in einer interkontinentalen Reise nach Europa und lässt sie 3. mit der ‚Mobilität‘ der jungen Dichter/innen-Szene in Deutschland ins Gespräch kommen. Die in Deutschland sich großer Beliebtheit erfreuenden lateinamerikanische Literatur wird dabei um eine nachrückende Generation aufgestockt, die zudem schon in einem auch medialen Sinne kulturelle ‚Migration‘ und ‚Konfusion‘ betreibt.
 
Der von Timo Berger und Rike Bolte eingerichtete Latin.Log spiegelt die in Lateinamerika starke Präsenz der Poesie im grenzüberschreitenden Medium des Internet wieder. In der Weise wie hier Verse zirkulieren, sollen in der vom Festival organisierten ‚Rundreise‘ Verse im interkontinentalen Sinn zirkulieren und an den jeweiligen Stellen von ihren Autor/innen ‚ausgepackt‘ und zum Tausch angeboten werden. Der Festival-Bus wird außerdem eine Lyrik-Kommode transportieren: ein Möbelstück auf Rädern, in dem in verschiedenen Schubfächern 1. Aufnahmen der auf den Veranstaltungen gelesene Texte archiviert werden 2. Diese über CD-Spieler angehört werden können 3. Papier-Publikationen der Texte verwahrt werden. Ein Internetportal wird später diese Text- und Audioversionen auch nach dem Ende des Festivals zugänglich machen.
 
Rike Bolte und Timo Berger
 
IDEE
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